Berufsgemeinschaften der Pfarrhaushälterinnen

Maria Sachseneder Mallersdorf, den 13.09.2011

Ferstlstr. 38

D-84066 Mallersdorf

 08772/8027462

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Maria Sachseneder * Ferstlstr. 38 * D-84066 Mallersdorf

 

Südpolenreise 2011

Reisebericht

 

Heute will ich Ihnen den Abschied von Fr. Schraml mitteilen, zusammen mit einem Reisebericht. Unsere Verstorbene kam am Mittwoch Abend in ihrer Heimat an und wurde am Samstag unter großer Anteilnahme in Fuchsmühl verabschiedet. Sechs Redner würdigten die fleißige Frau; da soll mir noch einer sagen, dass die Frau in der Kirche nichts gilt! Mit den Angehörigen konnte ich guten Kontakt herstellen. Sie sind sehr dankbar dafür, dass ihre Mutter in unserer Mitte und nicht irgendwo allein verstorben ist. Der Herr über Leben und Tod möge ihre letzte Reise in seine Herrlichkeit einmünden lassen!

Und nun die Rückschau:

 

30.08.

Rechtzeitig erreichen wir, die 27 Reiseteilnehmer, die Stadt Görlitz an der Neisse. Obwohl polnische Grenzstadt, sehen wir herrliche Altstadthäuser, welche als Handelshäuser an der Salzstraße liegend, erbaut wurden. Mit Strebebögen gestützt führen bis zu 70m tiefe Einfahrten zu den Warenlagern. Für die Brauereien liegen die Bierkeller 3 Etagen unter der Erde. In Görlitz wurden im II. Weltkrieg 39 Gebäude zerstört. So konnte die Altstadt ihre geschmückten Fassaden, wie auch z.B. den spätgotischen Flüsterbogen, immer zeigen. Heute verlassen viele junge Menschen die Heimat, um Arbeit zu finden. Die Einwohnerzahl hat sich seit 1939 halbiert auf 54 000.

31.08.

Auch Breslau liegt an der Salzstrasse und besitzt ähnliche Handelshäuser mit tiefen Einfahrten für die Fuhrwerke. Die Altstadt mit einer Größe von 3,7 ha zeugt vom vergangenen Reichtum von Breslau. Aber auch die Zugehörigkeit zu Europa erfreut uns mit den neurenovierten Fassaden. Breslau wird 2016 Kulturhauptstadt Polens! Viele Gebäude wurden in Ziegelbau errichtet und sehen besonders attraktiv aus – entweder alt, aber meist nachgebaut, denn die Kriegsvergangenheit hat unendlich viele Opfer gefordert. Vertriebene Polen aus Lemberg in der Westukraine kamen nach Breslau und erneuerten die kaputten Fassaden im Lemberger Stil. Im alten gotischen Rathaus führen 3 Etagen in die Tiefe des Schweidnitzkellers. Bei der Kirche St. Elisabeth sehen wir zwei kleine schmale Häuser: Hänsel und Gretel; hier wohnten die Altaristen, ein Überbleibsel der katholischen Kirche. Diese zelebrierten früher die hl. Messe an den Seitenaltären. Breslau hat über 100 Kirchen. Nur 3% der Bevölkerung gehören der ev. Konfession an. Wir besichtigen die Kirche im Sand. An der Oder gelegen, hat das Hochwasser ihr diesen Namen ergeben. Der helle, gotische Dom verfügt über wunderschöne Seitenkapellen, welche mich an die Sixtina in Rom erinnern. Die Kirche der hl. Elisabeth ist ebenfalls hell und mit Ziegelstein-Kreuzrippen geschmückt. Ein neues Fenster mit dem Gesicht vom seligen Johannes Paul II. gefällt uns sehr gut. Die sehr schöne Synagoge „zum weißen Schwan“ ist in sehr gutem Zustand. „Ehre sei Gott in der Höhe“ mag der vorderste Leitsatz bei den kirchlichen Baumaßnahmen gewesen sein! Überall begegnen wir auf unserem Rundgang verschiedenen kleinen Zwergen aus Bronze. Sie verewigen den Protest gegen die Diktatoren in den 80er Jahren. Auch der erste moderne Stahlbetonbau der Welt, die Jahrhunderthalle, steht in Breslau. Die freie Marktwirtschaft in der EU zeitigt Früchte. So zählt Breslau bereits 645 000 Einwohner.

01.09.

In Trebnitz bei Breslau ist die hl. Hedwig von Andechs begraben. Als 12-jähriges Mädchen wurde sie nach dem Schulbesuch in Würzburg dem Piasten-Herzog versprochen. Zur Zeit der Habsburger wurde durch Heirat der Einfluss auf die verschiedenen Herrschaftsgebiete gesichert. Die hl. Hedwig schenkte 8 Kindern das Leben. Sie war eine Tante der hl. Elisabeth und wird mit einer kl. Muttergottes und einer Kirche dargestellt. Mit aller Kraft hat sie sich um Glauben und Frieden in Schlesien bemüht und 3 Klöster gegründet. Unsere Reisegruppe durfte den Segen mit der Kopfreliquie der hl. Hedwig empfangen. Im Kloster der Borromäerinnen in Trebnitz gibt es eine chirurgische Klinik mit aufsehenerregenden Transplantations-Erfolgen.

Der Weg führt uns weiter nach Schweidnitz. Hier war im 14. Jh. die Hauptstadt von Schlesien, an der „Via Regia“ gelegen. Nach dem dreißigjährigen Krieg durften die Lutheraner nur noch 3 Holzkirchen innerhalb eines Jahres erbauen. Die Holzkirche von Schweidnitz ist 30 m lang, 20 m breit, 15 m hoch, und hat 1090 qm. Mit Einigkeit und Kraft erstand dieses „bergende Dach“ mit 7 500 Sitzplätzen. Im 17. Jh. erfolgte die Ausschmückung mit Holz und Farbe.

Intensiver in unserer deutschen Vergangenheit überlegten wir in Kreisau. Namen wie Delp, Reichwein, Moltke, Nierendorf, Gerstenmeier und andere trafen sich in dem großen Gut viermal heimlich, um den Sturz von Hitler vorzubereiten. Heute wird die Stätte als Friedenszentrum geführt und von vielen Jugendlichen mit Seminaren belegt. Im Museum werden derzeit Dokumentationen über den Kreisauer Kreis und Aufstände während der kommunistischen Herrschaft gezeigt. Zurück in Breslau werden wir auf ein Schiff auf der Oder zum Abendessen eingeladen.

02.09.

Wir sollten etwas früher unseren schwierigsten Tag der Reise beginnen. Tschenstochau und das Konzentrationslager Auschwitz wollten wir mit christlicher Einstellung bewältigen. Doch nach dem Frühstück bekam das Programm eine jähe Wende. Ein Mitglied der Reisegruppe verstarb plötzlich in Breslau. Wir konnten Fr. Schraml nur noch im Gebet mitnehmen. Der Weg führte uns zur Königin von Polen nach Tschenstochau. Hier waren wir heute am besten aufgehoben! Seit 1382 pilgern die Menschen zu ihr. Täglich zweimal wird das Gnadenbild mit den zwei Schrammen im Gesicht zur Verehrung enthüllt. Bereits 1991 fand hier ein Weltjugendtag mit 1,2 Mill. Teilnehmern statt. Die Ursulinen-Sr. Margarete führte uns trotz Gottesdienst zum Gnadenbild der Schwarzen Madonna und weiter zur Schatzkammer mit Geschenken für die Muttergottes. So zieren auch hier verschiedene Kleider das Gnadenbild. Alle 15 Min. spielen 36 Kirchenglocken Marienlieder. Das Gnadenbild soll vom hl. Lukas auf dem Tisch von Nazareth gemalt worden sein. 1430 wurde es geraubt und zerstört. In vier Jahren wurde die heutige Farbe aufgetragen. In der Rosenkranzkapelle wurde uns die Feier eines Gottesdienstes ermöglicht. Dabei haben wir unsere Verstorbene den gütigen Händen Gottes empfohlen.

03.09.

Jan Mateiko heißt unser Hotel in Krakau, die Strasse vor dem Hotel und die nahegelegene Universität der bildenden Künste am Königsweg. Unsere Stadtführung beginnt an der Barbarkane, einem Befestigungsrundbau aus dem 15. Jh. Ein 20 ha großer Grünstreifen-„Plante“- führt an der 7m hohen Stadtmauer entlang. Krakau wurde 965 urkundlich erwähnt und um 1000 bereits Diözese. Über 100 Kirchen und Klöster (viele aktive Ordensgemeinschaften) verteilen sich im Stadtgebiet. Von Piasten und Jagelonen sehen wir Bauwerke wie den Marktplatz aus dem 13. Jh., den Rathausturm, die Tuchhalle, die älteste Uni von 1450. Hier studierte auch Papst Johannes Paul II. Ein got. Innenhof aus Ziegelbau wurde 1364 von König Kasimir errichtet. Heute studieren hier 200 000 Personen. Zum Beginn des Naziregimes wurden hier die Professoren verhaftet und ins KZ eingeliefert.

Der Wawelberg mit Schloss und Kathedrale zeugt von einer mächtigen Vergangenheit. Vom 14 – 18 Jh. wurden hier die polnischen Könige gekrönt, insgesamt 32. In der Mitte der Kirche befindet sich der Vaterlandsaltar. Er erinnert an die römischen Kathedralen. Die Reliquien der Stadtpatrone Florian und Stanislaus ruhen hier. Papst Johannes Paul II. wurde hier 1958 zum Priester geweiht,in kommunistischer Zeit hier Bischof und Kardinal, und seit seiner Seligsprechung wird er hier in einer Blutreliquie besonders verehrt. Das gotische Ensemble des Wawel ist im Innenhof Renaissance ausgestattet.

Die gotische Marienbasilika hat noch Fenster aus dem 14. Jh. und ist seit 700 Jahren Pfarrkirche in Krakau. Als 1477 Veit Stoß nach Krakau kam, lebten hier Polen und Deutsche. Er blieb 20 Jahre und schuf den riesigen gotischen Flügelaltar, welcher mittags geöffnet wird. Aber auch die Rückseiten des Altares bieten viele Kunstwerke.

Im Stadtteil „Kasimierz“ ist das Judenviertel mit vielen Synagogen; denn vor der Verfolgung lebten hier 65 000 Juden. Heute gibt es noch 120 Juden. Seit dem Film „Schindlers Liste“ erfährt dieser Stadtteil von Krakau internationales Interesse.

Die Polen sind Improvisationsmeister. Diese Weisheit ist auch bei uns bekannt. Oft werden Polen mit Restaurierungsarbeiten beauftragt. Vom Zustand während des Kommunismus blieb die Aussage erhalten: „In unserer Baracke war es am lustigsten! Ein unverzichtbarer Gegenspieler zum Kommunismus war Kardinal Wyszienski. Sein Spruch: “Ein Volk ohne Vergangenheit wird obdachlos ohne Zukunft“! bleibt unvergessen, ebenso wie sein Gebet: „Es möge dein Geist kommen über dieses Volk!“ 1981 verstarb er. 1981 wurde in Polen der Kriegszustand ausgerufen. Die Gewerkschaft „Solidarnosc“ hatte 10 000 Mitglieder.

04.09.

Am Sonntag Morgen besuchen wir Nowa Huta vor den Toren der Stadt, das Meisterstück des Sozialismus. Der Mensch braucht nur ein Dach über dem Kopf und Arbeit. Dafür entstanden riesige Klötze zum Wohnen und viele Fabriken. Lenin bekam sein großes Denkmal bei 100 000 Menschen im „Pferch“. Aus Protest wurden ihm einmal ein Fahrrad und ein Paar Schuhe angelehnt, damit er jederzeit abhauen könne. 1990 wurde das Denkmal entfernt. Was von den Planern überhaupt nicht vorgesehen war, haben die Menschen in Eigenregie errichtet: ein riesiges Gotteshaus als Arche Noah mit mehreren tausend Sitzplätzen. Im Untergeschoß entstand eine Gedenkstätte für die KZ – Häftlinge. Für jede Verfolgungsstätte gibt es eine eigens gestaltete Pieta. Kardinal Woityla hat den Bau der Kirche gefördert und 1977 eingeweiht zu Ehren Maria´s, der Königin von Polen.

Unsere Fahrt geht weiter Richtung Hohe Tatra. In Debno sehen wir eine Holzkirche, die zum Weltkulturerbe zählt. Eine Sakraments-Prozession um die Kirche erfreut uns alle. Die Goralen erleben wir in ihrer Tracht mit Filz, Pelz und gestickten Miedern und Hosen. In Andacht begleiten sie das Allerheiligste um die Kirche. Der Herr Pfarrer erklärt uns am Ende sein Gotteshaus im Gebirgsdorf.

Die große Sprungschanze von Zakopane und die vielen Holzhäuser entlang der Strassen zeigen uns einen gepflegten Wintersport- und Ferienort. Jedes Jahr in der Karwoche werden die Holzhäuser mit Seife gewaschen. So bleibt das Holz hell. Unser Ziel ist die neue Kirche der Pallottiner, welche zu Ehren des neuen Seligen der polnischen Kirche, nämlich Papst Johannes Paul II., erbaut wurde.

Fast neidisch betrachten wir das schmucke, neue Gotteshaus, bevor wir uns zum Gottesdienst in der Fatima-Kapelle versammeln. Beim Papst-Attentat haben die Menschen hier in Zakopane 100 Std. unablässig Rosenkranz gebetet für die Genesung des Papstes.

05.09.

Am nächsten Tag besuchen wir Zakopane mit seinem Markt. Die letzten Zloty werden für Käse und Krakauer Wurst ausgegeben.

Unser Bus startet nach Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei mit 450 000 Einwohnern .Auch diese Stadt hat sich herausgeputzt durch die EU-Mitgliedschaft. 23 Städte der Slowakei stehen unter Denkmalschutz! Die Wirtschaft floriert, es gibt nur 2 % Arbeitslose. Bis 1918 war der Ort ungarisch, davon 250 Jahre als ungarische Hauptstadt. Nur 2 km entfernt liegt Österreich. Die Pressburg grüßt hoch vom Burgberg. An dieser Stätte wurde die hl. Elisabeth von Thüringen geboren. Das moderne Bratislava hat 3 Universitäten und 11 Hochschulen für 70 000 Studenten. Viele Kirchen und Ordensgemeinschaften zeugen von einem aktiven Glaubensleben der Slowaken.

06.09.

8.00 Uhr Heimreise nach Deutschland

Wir erinnern uns an eine Woche mit idealem Wetter, vielen Menschen, die uns mit ihren Informationen auf viel Schönes in unserem östlichen Nachbarland aufmerksam machten und an unsere gute Gemeinschaft. Diese christliche Gruppe hat auch den Todesfall in ihrer Mitte getragen und dem Herrgott übergeben. Vergelt´s Gott allen, die sich um uns bemühten!

Mit dem gemeinsamen Foto mit Jola, unserer Reiseleiterin, grüsse ich Sie alle herzlich!

Auf Wiedersehen!

Maria Sachseneder

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