Berufsgemeinschaften der Pfarrhaushälterinnen

Fortbildung des LV Bayern vom 5. - 8. November 2012 im Haus St. Ulrich in Augsburg.

Im Haus St. Ulrich in Augsburg, fand dieses Jahr von 5.-8. November die Fortbildung des Landesverbandes statt. Die Augsburger Kolleginnen hatten jedes Jahr im Oktober ihre eigenen Fortbildungstage. Doch diesmal verzichteten sie darauf und schlossen sich der FB des Landes-verbandes an. So wurde alles im Vorfeld von den beiden Gruppen gemeinsam geplant und organisiert. Um die Aufgaben vor Ort kümmerten sich die Augsburger Kolleginnen und das Übrige bereitete der LV vor. Trotz der ungewöhnlichen Größe der Gruppe funktionierte alles bestens. Um die 60 Personen konnten im Haus übernachten und zusätzlich das Schwimmbad benutzen (zur Freude vieler, und 8 Haushälterinnen aus der Umgebung nahmen als Tagesgäste an der FB teil.

Am Montagnachmittag wurde nach dem Begrüßungskaffee die „Gestaltung eines Spiegels“ angeboten. Brigitte Schmitt hatte genügend Spiegel und Material zum Gestalten besorgt und auch 2 Musterspiegel mitgebracht. Mit Servietten oder Steinchen konnte jede Pfarrhaushälterin sich ihren Spiegel nach eigener Vorstellung machen. Bis kurz nach 17 Uhr wurde gearbeitet und alle waren erstaunt, was für schöne Kunstwerke in der kurzen Zeit entstanden sind. Jeder anders - aber jeder schön!

Die freie Zeit vor dem Abendessen wurde noch genutzt um Geistl. Beirat Pfr. Johannes Paul noch nachträglich zu seinem 70. Geburtstag zu gratulieren. Mit einem Glückwunschlied und einem Glas Sekt wurden die verschiedenen guten Wünsche überreicht. Auch anderen Teilnehmerinnen die vor kurzem einen runden Geburtstag feierten wurde gratuliert.
Der Dienstag begann mit einem Gottesdienst, den der Augsburger Bischof Dr. Konrad Zdarsa mit uns in der Hauskapelle feierte. Anschließend nahm er sich auch noch Zeit mit uns zu frühstücken.

Der Referent des Vormittages, Dr. Gerhart Ruff versuchte uns die Patronin der Pfarrhaus-hälterinnen, die hl. Verena etwas näher zu bringen. Er lebt seit 20 Jahren mit seiner Frau in der Schweiz. Beide arbeiten als Theologen und er leitet zusätzlich eine Gemeinde. Er hat in Bad Zurzach gearbeitet und hat sich um die hl. Verena angenommen, die dort in der Kirche begraben ist. Am Fest der hl. Verena am 1. September ist in Bad Zurzach ein großes Fest und es kommen sehr viele Menschen dorthin um sie zu verehren. Verena als Frauenname findet man fast nur in der Schweiz (14 000 Frauen tragen den Namen) und in Süddeutschland. Um 880 schrieb Kaiserin Richardis die Geschichte der Verena, die 500 Jahre vorher lebte, auf Anraten des Abtes von Zurzach auf.

Es ist nicht sehr viel über sie bekannt. Verena - die aus der Stadt kommt, (aus Theben) war eine, aus Ägypten stammende Frau die um 303 als Erwachsene von Bischof Cheremon (+ 303) in Nilopolis getauft wurde und 344 mit ca. 60 Jahren in der Gegend um Bad Zurzach starb. Sie lebte in der Übergangszeit, von der jahrzehntelangen diokletianischen Christenverfolgung, hin zur erlaubten Religion. Geprägt war sie von der frühen Christenform und den „Wüstenvätern“. Antonius war bis zum Mittelalter der populärste Wüstenvater, der eine Form entdeckte, wie man „zu Gott kommen kann“. Er konnte nicht lesen und schreiben, lebte als Eremit in der Wüste und sang Psalmen. Viele Menschen schlossen sich zu Beginn des 4. Jhdt. dieser Bewegung der Wüstenväter an. Das Christentum wurde in dieser Zeit sehr stark und populär. Verena folgte ihren Freunden aus der "Wüstenväterzeit", die vermutlich der Thebäischen Legion angehörten, von Ägypten über Mailand bis nach Solothurn in der Schweiz. Ihre Freunde sollten gegen Christen vorgehen die sich nicht vom Christentum abkehren wollten. Als sie sich weigerten wurden sie in Castra enthauptet. Als Verena dies erfuhr, ging sie nach Agaunum um die Ursache des Massakers an den Freunden zu erforschen. Nach der mündlichen Überlieferung, - die nicht falsch ist, sondern einfach anders erzählt, als eine geschichtliche, - lebte sie später in einer Einsiedelei bei Zurzach. Überliefert ist, dass sie sich mit Fasten und Beten den Psalmen widmete und als erste Frau mit ihrer Lebensweise (als Eremitin) eine neue Bewegung der Frauen begründete. Außerhalb des Klosters und der Familie zu leben, war damals unvorstellbar. Als gottgeweihte Jungfrau, war sie angesehen und als "Ehrwürdige" bezeichnet. Verena ging noch einen Schritt weiter als die Wüstenväter, die die Menschen die damals zu ihnen kamen, "nur" unterwiesen. Verena lebte "Caritas" dazu, - sie half den Menschen. Sie lebte ihnen vor, wie man als freier Christ leben soll. Sie war spirituell nicht abhängig, lebte von ihrer Hände Arbeit und war auch von keinem Mann abhängig, was zu dieser Zeit gar nicht üblich war. Menschen mit einem schweren Schicksal, Alleinstehende, Kranke, Einsame, Lahme und Entwurzelte kamen zu ihr und sie pflegte sie. Sie versuchte, den Menschen die zu ihr kamen, durch ihr Helfen, auch durch die körperliche Pflege ihre Würde zurückzugeben. Verena war sich treu, ihren Freunden treu und Christus treu.

Im Zurzacher Münster ist das älteste bekannte Bild von ihr wo sie mit Krug und Kamm darge-stellt ist. „Wer glaubt, zieht sich ordentlich an“, soll das Bild aussagen. Sie ließ andere an ihrem intensiven Gebetsleben teilnehmen, das immer die Sorge um den Menschen miteinschloß. Durch ihre Gebete und Hilfe wurden viele Menschen geheilt. Als die Wunder mehr wurden, folgten ihr immer mehr Menschen nach und kamen durch sie zum Glauben an Christus. Die Kirche wurde bereits im 5. Jhdt. auf einem Gräberfeld erbaut. Anfangs war sie der Gottesmutter geweiht, später dann der hl. Verena. Man vermutet dass sich das Grab der Heiligen direkt unter der Sakristei befindet. Unmittelbar nach ihrem Tod wird Verena schon als „Vorbild“ empfohlen. Verena bringt bis heute die Menschen im guten Sinne zusammen. Die koptischen Christen in Ägypten, die Verena sehr verehren, verstehen sich seit 1973 als geschwisterliche Kirche, den katholischen Christen gegenüber. Sie ist die Patronin der Armen, der Fischer, der Schiffer und auch der Pfarrhaushälterinnen, weil die Legende erzählt, dass sie einem Priester den Haushalt führte und in der Zeit einige Wunder geschahen. Auch wenn sich das nicht beweisen lässt, - sie ist durch ihre Lebensweise für uns Pfarrhaushälterinnen ein Vorbild.

Die Mediterrane Küche stand nachmittags auf dem Programm. Dazu mussten wir in die Räume des VerbraucherService Bayern gehen. In zwei Gruppen wurden wir dann über die interessante mediterrane Küche informiert und erfuhren viel über die Vorteile von guten, wertvollen Lebens-mitteln und Ölen die diese Küche bevorzugt. Die Vergleiche zu unserer traditionellen Küche, die auch viel gute Lebensmittel anzubieten hat, waren sehr spannend. Wichtig ist jeweils, dass man auf eine gute Qualität der Lebensmittel achtet und diese auch schonend zubereitet. Nach dem Vortrag durften die vorbereiteten Aufstriche aus Kichererbsen, Hirse und Bulgur und Gemüse natürlich verkostet werden.

Abends trafen sich noch 30 Haushälterinnen im Saal um mit einer Augsburger Kollegin, meditative Tänze auszuprobieren. Es machte allen sehr viel Spaß und auch die Zuschauer hatten ihre Freude daran.

Auch der Mittwoch begann mit einem Gottesdienst, den Domkapitular Dr. Kreuzer mit uns feierte.

Um zwei biblische Frauen ging es am Vormittag in dem Referat von Frau Dr. Ursula Schell. Rut, die alttestamentliche Frau, ist eine von vier Frauen die im Stammbaum Jesu vorkommen. Als ihr Schwiegervater Elimelech starb und kurz darauf auch ihr Mann Mahlon und ihr Schwager Kiljon starben, beschlossen Noomi (Schwiegermuter) und Rut wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Orpa, ihre Schwägerin blieb allein zurück in Moab, weil sie sich hier bessere Aussichten auf eine neue Heimat versprach.

Rut aber bleibt ihrer Schwiegermutter Noomi treu und nimmt in gläubiger Liebe die Not der kinderlosen Witwe in Israel auf sich, die es damals sehr schwer hatten. Beide besitzen nichts mehr. Die Leute in Noomis Umgebung sagten ihr oft: „deine Schwiegertochter ist mehr wert, als 7 Söhne“. Das zeigt von einer großen Wertschätzung. Beim Ährenlesen lernt Rut Boas, einen Verwandten Noomis kennen und nach manchen Schwierigkeiten die zu lösen sind, wird Rut die Frau von Boas. Ihr gemeinsamer Sohn Obed ist der Großvater von König David. Frauen sind auch im alten Testament Zeugen für das Unerwartete, das Wirken Gottes.

Die neutestamentliche Magdalena vereinte im Laufe der Zeit fünf verschiedene Personen: Maria von Magdala, die namenlose Sünderin Magdalena, Maria von Betanien, die namenlose Ehe-brecherin und Maria von Ägypten. Maria Magdalena kommt bei allen 4 Evangelisten vor. Meist wird sie bei der Aufzählung der Personen an erster Stelle genannt. Sie hat viele Eigenschaften die beeindruckend sind. Sie ist mutig, steht treu zu Jesus, lässt sich nicht beeinflussen, gibt nicht auf und vor allem ist sie von Jesus und seiner Botschaft überzeugt und vertraut ihm voll und ganz.

Rut und und auch Magdalena können für unser Leben Vorbildfunktion haben.

Das Augsburger Textilmuseum war unser Ziel am Mittwochnachmittag. In Gruppen von 20 Per-sonen wurden wir durch die, als Museum umgestalteten Fabriksgebäude geführt. Wir erfuhren welche Fasern früher alles in der Fabrik verarbeitet wurden. Von Hanf, Wolle, Baumwolle, Leinen, Seide usw. konnten geeignete Fäden über die verschiedenen Verarbeitungswege wie Krumpfen und Spinnen für die Weberei vorbereitet werden. 13 000 Personen arbeiteten bis vor ca. 40 Jahren in dem riesigen Areal. Mit großer Liebe wurden die alten Maschinen, die bereits entsorgt waren wieder einsatzfähig gemacht, so dass bei Führungen wieder die Arbeits- und Einsatzweise der Maschinen vorgeführt werden können. Die dabei gefertigten Stoffe kann man dann im Shop kaufen. Es war hochinteressant so einen, uns allen so fremden Arbeitsablauf verfolgen zu können.

 

Das Abendprogramm versprach einen amüsanten Filmabend. Drei Filme standen in unserem Saal zur Auswahl. "Das Festmahl im August" wurde dann von den Interessierten ausgesucht und hat viel Freude gemacht.

"Der gute Hirte" war das Thema des dritten Tages unserer Fortbildung. Pfarrer Johannes Paul, der geistl. Beirat des LV und der Diözese Augsburg war der Referent.

Bereits im alten Testament, im Buch Ezechiel kann man viel über gute, aber auch schlechte Hir-ten lesen. Die Rede von den schlechten Hirten ist weniger bekannt, weil diese Sätze oft wegge-lassen werden. Die schlechten Hirten weiden sich selber, sie kümmern sich nicht um ihre Schafe. Wenn eines verloren geht, ist es zwar schlimm für die Hirten, aber sie versuchen nur den Zaun zu überprüfen, damit nicht ein weiteres Schaf verloren gehen kann. Dem bereits verloren gegange-nen Schaf gehen sie aber nicht nach um es zu suchen. Die schlechten Hirten nehmen die Schafe aus, indem sie ihre Milch und ihre Wolle nehmen, aber wenn Gefahr kommt, lassen sie die Schafe allein.

Auch in der Bibel geht es um den guten Hirten und auch um die Hirten, die ihre Aufgabe nicht wahrnehmen. Sie sorgen sich nicht um ihre Schafe, sondern nutzen sie nur aus. Der gute Hirte lebt für andere, er geht bis zum Äußersten, er setzt sich ganz ein für seine Schafe. Hingabe der Hirten für andere, wurde schon bei Ezechiel und in den Psalmen erwähnt. Der Hirtentitel in der Bibel gehört aber einzig und allein Jesus Christus. Er geht seinen Schafen nach, trägt das verlo-rene Schaf behutsam heim und - eine Steigerung bis zum Äußersten - er geht für sie sogar in den Tod. In der Nachfolge Jesu üben Papst und Bischöfe das Hirtenamt aus und sollten sich um die Bedürfnisse ihrer Herden sorgen. Die Sehnsucht nach dem wahren Hirten, der das Wohl seiner Schafe im Auge hat, ihnen Schutz und Geborgenheit bietet, ist im Psalm 23, der vor 2000 Jahren gesungen wurde, genauso stark wie im heutigen Leben. Als einzelner und auch in der Gruppe fühlt man sich oft in der Tiefe der dunklen Zeiten und Schluchten allein. Doch mit Psalm 23 kommt gleich die Antwort und Lösung. "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts fehlen, ....... muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte keine Unheil, denn du bist bei mir."

Warum gerade Petrus von Jesus als Hirte ausgewählt wurde ist auf den ersten Blick nicht zu verstehen. Er, der in der Bibel von allen Aposteln am schlechtesten wegkommt, weil er im entscheidenden Augenblick immer schwach wurde und Jesus sogar verleugnet hat, wurde zum "Fels der Kirche" berufen. Petrus musste erst lernen sich zu bewähren - und - er hat die Möglich-keit zur Umkehr genutzt. So konnte ihn Jesus als Hirten für seine Schafe einsetzen.

Entspannt zurücklegen brauchen sich auch die "Schafe" nicht. Wir sind nämlich alle durch Taufe und Firmung hineingeboren in die Nachfolge Jesu - und damit ins Hirtenamt. Nicht nur nach oben buckeln oder nur an den Lippen der Hirten hängen, sondern jeder von uns sollte auf dem Platz wo er gerade ist, seine Verantwortung übernehmen in der Nachfolge- und im Hirtenamt Jesu.

Auf Jesus, den wahren guten Hirten kann jedes seiner Schafe vertrauen.

Mit einem gemeinsamen Gottesdienst, den Pfarrer Paul mit uns feierte gingen die Fortbildungs-tage auch schon wieder zu Ende. Dankesworte sprachen noch die Vorsitzende der Augsburger Pfarrhausfrauen Bärbel Götz und die Landesvorsitzende Luise Mai für die gute Zusammenarbeit und das schöne Miteinander während der vergangenen Tage. Den Referenten wurde von Frau Mai jeweils ein gutes Tröpfchen aus ihrer fränkischen Heimat überreicht. Für die Gesamtleitung erhielt Luise Mai ebenfalls noch ein kleines Geschenk aus den Händen von Brigitte Schmitt

Mit einer Einladung zur nächsten Fortbildung, die von 4.-7. November 2013 in Passau-Mariahilf im „Haus Spektrum“ sein wird, verabschiedete sich Frau Mai und wünschte allen eine gute Heimfahrt.

 Anneliese Herfellner

 

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