Ein belauschtes Telefongespräch
Bärbel (B): Mei entschuldige, ich hab Dir den AB voll gesprochen, ich hab ganz vergessen, dass Du auf Fortbildung warst. Wo war das gleich wieder und mit wem?
Renate ®: Ich war in Würzburg bei den Oberzeller Schwestern. Du weißt schon, die bei uns im Marienheim-Kindergarten wirkten. Dort hatten wir die jährliche Fortbildung der Pfarrhausfrauen aus ganz Bayern. Wir waren 36 Kolleginnen. Manche davon trifft man nur einmal im Jahr, eben zu der Fortbildung des Landesverbandes. Darum ist die Wiedersehensfreude auch immer riesengroß.
(B) Und was hast du dort gelernt? Kannst Du es anwenden im Alltag?
® Manches kann man anwenden, alles kann man genießen und das wirkt im Alltag allmählich.
(B) Also mal ganz konkret: was war am ersten Tag.
® Gut, mich haben zwei Kolleginnen abgeholt und ich hatte darum eine entspannte Anreise, es war eher wenig Verkehr, wir haben im Auto schon viel gelacht und Neuigkeiten ausgetauscht. Ich hatte ein Doppelzimmer mit Anna, ein schönes Zimmer im neu sanierten Haus. Kaffee und Kuchenzeit war Begrüßungszeit. Dann wäre es eigentlich mit drei Stunden meditativen Tänzen losgegangen. Das hätte Dir gefallen; alle, mit denen ich gesprochen habe, waren ganz begeistert. Ich bin mit 4 Kolleginnen aus der Reihe getanzt. Ich hab im Frühjahr eine poetische Lesung gewonnen, die ich an diesem Nachmittag eingelöst habe. Der Autor hat uns Apfeltexte präsentiert, so liebevoll, dass es uns in den folgenden Tagen schwerfiel, Äpfel zu essen. Nach dem leckeren Abendessen und einer kurzen Besprechungsrunde enterten die Kolleginnen der Diözese Regensburg den größten Tisch in der Cafeteria und ließen den Tag unterhaltsam fröhlich ausklingen.
(B) Ging es denn soo „anstrengend" weiter?
® Es ging auf jeden Fall interessant weiter. Am Dienstag früh feierten wir ein Morgenlob zum hl. Martin, Gott sei Dank ohne Rabimmel, rabammel .... und zum Abschluss bekamen wir alle eine Martinsgans. Den Vormittag gestaltete ein Theologe und Psychologe, der im Recollectio-Haus Münsterschwarzach und im Priesterseminar Würzburg wirkt zum Thema: „Seelsorgerin – Sorge für Dich selbst – Burnoutgefahren erkennen und entgegenwirken".
(B) Das klingt vielversprechend, hast einen Tipp für mich?
® Einen?, nein viele!! Wir haben das ja mal gelernt: In der WHO steht, dass der Mensch gesund ist, wenn Körper, Geist und Seele intakt sind. Für alle drei müssen wir sorgen. Wir müssen lernen unsere Kraftquellen zu erkennen und diese dann auch nutzen. Ein paar Beispiele: Ein Ort, an dem ich Kraft auftanke, ein Gebet, das mich stärkt, Musik, die mein Herz erhebt, Bilder, die meine Seele nähren, ein Duft der mich belebt, etwas Lustiges, das mich zum Lachen bringt. Der Referent war super, es war im Saal mucksmäuschenstill – ein gutes Zeichen
In der Mittagspause versuchten Kolleginnen zum Haus Himmelspforten zu laufen, ich habe ein paar Photos gemacht, die meine Seele nähren. Das Nachmittagsprogramm gestaltete eine Meisterin der Hauswirtschaft und Ernährungsfachfrau zum Thema „Weihnachten im Pfarrhaus".
(B) Ist das anders als in der Familie?
® Ja, das schon – es kam aber im Vortrag nicht so raus. Ich fühlte mich wieder sehr jung. So stell ich mir den Unterricht in einer Haushaltsschule vor, also nochmal 18 sein. Sie bereitete mit uns einen Bratapfel zu und verwendete ein V-Messer, das am Mittwochnachmittag eine Rolle spielte – ebenso wichtig war ihre Idee, Geschenke für unter 5 € zu suchen. Ich stell mir grad das Gesicht der Lucia und ihrer Altersgenossinnen vor, wenn sie ein Päckchen bekommt, das liebevoll ausgedacht und geschmückt ist, aber nur im Wert von eben 5,00 € ist. Die Referentin hat eine Homepage mit sehr interessanten Weihnachtsmenues. Wenn du mal ein ausgefallenes Rezept brauchst, kann ich Dir die Adresse schicken. Am Abend war wieder Gemeinschaftspflege dran.
(B) Euch geht's gut! Ich will auch mit.
® Ich find auch, das sind Tage, die neidisch machen können, die sind erholsam wie ein Urlaub. Am Mittwoch hatten wir ein Morgenlob, das zum Thema des Vormittags passte. Eine Visagistin gab Farb- und Stilberatung. Jetzt weiß ich auch, warum wir farblich überhaupt nicht zueinander passen. Du bist ein Wintertyp, zu dir passen „blaustichige" Farben und für mich als Herbsttyp sind „gelbstichige" gut. Es führt jetzt zu weit, den gesamten Vormittag zu erklären. Das meiste war Wiederholung, die Zusammenfassung lautet: Eine Frau ist stimmig, wenn innen und außen zusammenpassen.
(B)Jetzt bin ich aber gespannt auf den Nachmittag.
® Wir 36 Frauen fuhren mit einem Linienbus zum Würzburger Bahnhof. Der war voll!! Für den Weg vom Bahnhof zum Dom hatten wir eine Stunde Zeit – und die brauchten wir auch. In den einschlägigen Geschäften waren immer Gruppen von Pfarrhausfrauen zu sehen, die sich nach V-Messern erkundigen, Garderobe für die unterschiedlichen Typen suchten, nach Geschenken unter 5 € Ausschau hielten und in Drogeriemärkten Conceiler suchten. Der Würzburger Dom ist absolut sehenswert. Dort gibt es Kunst von der Entstehungszeit bis heute, die sich harmonisch zusammenfügt. Wir hatten einen sehr fähigen Führer, der für manche ein bisschen zu schnell und zu leise sprach, der aber ungemein viel wusste. Den Abend begannen wir in der Stadt zu genießen beim gemeinsamen Abendessen in einem Lokal bevor wir wieder einen Linienbus enterten, um im Haus St. Klara den letzten Abend bei Wein, Bier und Tee zu verbringen.
Am Donnerstag mussten wir früh die Koffer packen und die Zimmer räumen, dann kam Domvikar Paul Weismantel, den du bestimmt vom abendlichen Adventskalender kennst. Er gab uns geistliche Impulse für die kommenden Adventstage. Ein weiser Mensch, der gut formulieren kann. Ihm könnte ich stundenlang zuhören. Wir durften mit ihm den Abschlussgottesdienst feiern, bevor wir uns nach dem Mittagessen verabschieden mussten. Aber in einem Jahr gibt es wieder Fortbildungstage und zwar in der Diözese Eichstätt im „Schloss Hirschberg". Da dauert für uns Regensburger die Anreise nicht so lang. Ich freu mich auf ein Wiedersehen mit den Kolleginnen und ich freu mich, wenn wir beide mal wieder Kraftorte aussuchen, die uns beiden gut tun. Pfüat Dich
(B) Darauf freu ich mich auch, dann erzählst mehr!
Renate Bösl